Potpourri
Hier können Bewohner:innen sowie von Mobile Basel begleitete Personen ihre Eindrücke aus ihren verschiedenen Lebenswelten präsentieren.
Auf dieser Plattform sind der Fantasie und Kreativiät keine Grenzen gesetzt.
01.03.2023 – Portraits-Serie von J.S.:
Kurz-Interview mit einer Psychotherapeutin bei Mobile Basel
Die Idee kam mir, als ich im Tram sass und die Leute beobachtete. Ich machte mir Gedanken über die Leute und dachte mir Geschichten zu ihnen aus. Ich probierte sie einzuschätzen.
Dann dachte ich, ich könnte doch verschiedene Menschen befragen, im Rahmen von Mobile Basel wie auch andere interessante Menschen.
Das Thema hat oft mit psychischen Erkrankungen zu tun und dem Umgang damit.
Warum bist du Psychotherapeutin?
Die menschliche Seele hat mich schon immer interessiert. Während meiner Ausbildung zur Psychiatrie Schwester merkte ich, dass ich mehr Verantwortung wollte.
In Einzelgesprächen zu arbeiten und selber Entscheidungen zu treffen, waren meine Motivation.
Meine psychologische/ psychotherapeutische Ausbildung habe ich sowohl in Deutschland als auch in Basel gemacht. Meine Ausbildung zur Psychotherapeutin dauerte zwölf Jahre.
Was ist das Spannende an deiner Arbeit?
Spannend und interessant finde ich ein inneres, emotionales und gedankliches Durcheinander und Konflikte gemeinsam zu bearbeiten, da wo es schwierig ist, es zu erklären und in Worte zu fassen.
Gemeinsam raus zu finden, wo das Problem liegt, die Ursache zu finden und sich eine mögliche Lösung zeigt.
Wo sind die Unterschiede zwischen gesunden Menschen und psychisch beeinträchtigten Menschen?
Das Leiden ist ein wichtiger Punkt. Entweder leidet der Betroffene oder aber die Umgebung, beziehungsweise die Angehörigen und manchmal auch Alle.
Gesunde Menschen haben auch Sorgen, aber sie haben oft mehr Ressourcen, wie sie damit umgehen. Sie können sich meist besser Hilfe holen und sich besser abgrenzen, sie lassen es selten so nahe an sich heran.
Eine psychische Erkrankung ist mit Leiden verbunden.
Beim Thema Leistung ist klar, dass ein Betroffener noch seine Erkrankung mitträgt und daher auch nicht dieselbe Leistung erbringen kann wie ein «gesunder» Mensch.
Viele Arbeiten sind dann sehr mühsam und mit einem grossen Kraftaufwand verbunden.
Normale Aktivitäten werden für Beeinträchtigte zu sehr viel Arbeit.
Man kann es eigentlich schwer vergleichen.
Wie sind psychisch erkrankte Menschen bei uns in der Gesellschaft integriert?
Ich sehe einen grossen Bedarf an Integration. Oft ist die erste Frage bei einem Kennenlernen, was machst du und was arbeitest du?
In der Schweiz ist die Norm sehr wichtig, die Angst davor «Anders» zu sein, ist gross.
Wichtig ist es, wie wir miteinander umgehen, ob wir tolerieren können, dass jemand «anders» ist.
J.S., 01.03.2023
15.12.2022 – Projekt Blickwinkel
Wir machen gerade beim Projekt “Blickwinkel – Kreative Mitsprache durch Video-Botschaften” mit (Kooperationspartner: www.bossart-films.com).
Doris, Lisa & Anna, 15.12.2022
16.06.2022 – Die Villa ist…
Anna, 16.06.2022
15.02.2022 – Leben mit Einschränkung oder beeinträchtigtes Leben
Was für andere Menschen Freizeitbeschäftigung und Spass ist, ist für mich Arbeit. Zum Beispiel einen Kaffee trinken gehen, ein Museum oder ein Konzert besuchen, Wandern oder Tanzen gehen. Vor meiner Erkrankung war dies kein Problem und auf einmal wird dies zu einem grossen Kraftakt.
Anfangs scheute ich solche Unternehmungen, wich diesen Problemen aus, ging dem Ganzen aus dem Weg, blieb zuhause. Später, nach vielen Jahren, merkte ich, dass dieses Verhalten auch keine Lösung ist. Immer diese Angst, dass mir etwas zu viel wird, ich reizüberflutet werde, an einem fremden Ort Stimmen zu bekommen und Halluzinationen. Diese Angst hindert mich, Neues auszuprobieren und einfach zu sein und etwas zu erleben. Da diese Zustände für mich meistens schrecklich sind, ist die Angst immer gross, damit zu rechnen, dass sie kommen könnten. Aber Übung macht den Meister!
Das Trainieren und sich immer wieder Aufgaben stellen und sich überwinden ist ein wichtiger Teil in meinem Leben. Öffentliche Verkehrsmittel benutzen, durch den vollen Bahnhof gehen, nachmittags in der Stadt etwas erledigen, morgens in den vollen Bus sitzen, es gibt immer einen Weg, auch wenn es schwierig ist und viel Kraft braucht. Manchmal orientiere ich mich nach den gesunden, normalen Menschen und vergleiche mich. Aber ich merke, das Verständnis ist viel grösser bei Gleichgesinnten. Menschen, die ähnliches erlebt haben, sind einiges grosszügiger miteinander. Ich arbeite zurzeit mit einem Pensum von 30% und höre dann von gesunder Seite, dass dies ja nicht viel sei. Für mich ist es aber eine grosse Leistung. Ich kann mir vorstellen, dass wir manchmal faul wirken, aber man sieht ja nicht die Ängste, Blockierungen und Mühen, die dahinter-stecken. Qualitativ ist unsere Art zu arbeiten vielleicht viel wertvoller, da wir uns mehr Zeit dafür erlauben können, wir sind dem Druck nicht so ausgesetzt wie in einem normalen Betrieb im ersten Arbeitsmarkt. Ist es denn sinnvoll schnell und quantitativ zu arbeiten? Immer noch sind psychische Erkrankungen ein Tabuthema. Es gibt sonst kaum so viele begleitete Arbeitsplätze wie in Basel-Stadt. Das Angebot ist sehr gross für uns, was ich sehr fortschrittlich finde und wofür ich auch dankbar bin.
Früher hatte ich Mühe, mich in die Gesellschaft einzubringen und ein Teil davon zu sein. Ich empfand mich nicht vollwertig und nicht gleichgestellt. Heute, nach vielen Jahren Therapie, begleitetem Arbeitsplatz und Wohnplatz, zähle ich mich dazu, mache nicht mehr so starke Unterschiede.
J.S., 15.02.2022
17.01.2022 – Alec Cross Universe
Anouk hat mir etwas gesagt, aber ich habe es falsch verstanden: Darauf habe ich sofort «Alec Cross» geschrieben. Und plötzlich ist wie bei einem Vulkanausbruch eine starke kreative Leidenschaft für Mode Design & Mode über mich gekommen.
https://www.tu-es-canon.ch/alec-cross-universe-la-marque-de-mode-danna-speranza/
Anna, 17.01.2022
24.09.2021 – Impressionen aus dem Arbeitsalltag auf dem Predigerhof (Kleintierhaltung)
Ich liebe die Arbeit auf dem Hof. Wir haben zwei Esel-Damen mit Namen Plüsch und Pani, eine Gruppe aus verschiedenen Altersgruppen von Wollschweinen, vier Walliser Land-Schafe, Hühner, Wachteln, indische Laufenten, einen Hund, eine Katze, die ab zu bei uns reinschaut und auch seltenere Vögel sind zu beobachten.
Wir bearbeiten einen Kräutergarten und stellen Teemischungen und Kräutersalze her, die wir im Hoflanden verkaufen. Wir verkaufen dort auch Hühner- und Wachteleier und Wollschwein-Salami. Wir waschen die Wolle der Schafe, zupfen und karden sie und verkaufen Wollfliesse im Hofladen.
Letzten Herbst habe ich alle Baumnüsse von zwei grossen Nussbäumen aufgelesen. Wir haben über Monate die Nüsse geknackt und im Hofladen als Wander-Snack verkauft, die waren oft gleich weg und verkauft. Es ist idyllisch schön dort oben. Die Stimmung in der Arbeitsgruppe ist entspannt, wir helfen einander und lachen auch zusammen.
Es ist sehr beeindruckend, wie verschiedene Menschen mit sehr unterschiedlichen Schwierigkeiten im Leben zusammen arbeiten können. Wir werden halt auch wunderbar begleitet von drei Sozialpädagoginnen, die uns bei der Arbeit anleiten.
Was ich wirklich toll finde, ist jeden Tag etwas Neues zu lernen über die Pflege der Tiere und Pflanzen.
Ein Highlight war letzthin, als wir eine Kröte in der feuchten Scheune gefunden haben. Ich habe sie in der Hand gehabt und habe tolle Photos gemacht. Monate zuvor, in der regnerischen Sommerzeit, haben wir einen Molch im übernässten Kräutergarten gefunden. Einfach wunderschön, diese speziellen Tiere.
Oh, fast habe ich es vergessen, ich bin die Hof-Photographin und mache immer wieder mit dem Handy Photos von speziellen Momenten. Die Fotos werden dann auf der Facebook-Seite vom Prediger Hof Kleintierhaltung aufgeschaltet.
Andrea, 24.09.2021
10.08.2021 – DJ Fabulous legt auf!
Ich bin Fabio. Ich habe mir den Namen DJ Fabulous gegeben.
Angefangen mit dem Auflegen habe ich, als ich im Jahr 2000 einen DJ Plattenspieler gekauft habe. Unterdessen habe ich zwei DJ Kurse besucht, die die Stiftung Rheinleben organisiert hat – mit abschliessender Party. Bei diesen Kursen habe ich alles gelernt, damit ich mixen kann. Natürlich braucht es aber auch Talent.
Danach hat mich die Stiftung eingeladen bei einem Festival u.a. für Beeinträchtigte, Wildwuchs Festival, mitzumachen.
Fabio, 10.08.2021
07.07.2021 – Fabio’s Photovoice
Das Bild „Kontrolle“ ist ein Teil meiner Bilder-Serie “Gaming im übertragenen Sinn”.
Das Bild steht symbolisch für Kontrolle beim Spielen und bezieht sich auf alle meine Bilder. Im Bild mit dem Flugzeug zum Beispiel braucht es viel Kontrolle, aber es ist nicht einfach. Es ist wichtig, in der Villa Vergnügen haben zu können, also auch Gamen gehört dazu. Beim Gamen gibt es auch Kontrolle, denn ohne Kontrolle kein Spass.
Fabio, 07.07.2021
03.07.2021 – Collage
Anna, 03.07.2021
22.05.2020 – Behinderung und Corona – Gedanken zu einer gemeinsamen Beeinträchtigung unseres Lebens
Ich bin Bewohnerin einer Institution für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung. Die Corona-Krise erlebe ich aus der folgenden Perspektive:
“menschausgesperrt”, so heisst der Titel eines Gedichtbands meiner Mitbewohnerin Doris Egger in dieser Institution für psychisch Kranke. Die Autorin führt den Leser durch seelische Innenräume, die schwer auszuloten sind und trotzdem sofort ansprechen. Was verbindet all diese Gedichte? Das Ringen eines Menschen in Not um Teilhabe an einem ganzheitlichen Leben, das ihm zu einem grossen Teil verweigert ist.
Keine Teilhabe mehr am öffentlichen Leben, das ist eine der Sorgen in der Corona-Zeit. Nicht nur, dass wir die Dienstleistungen grösstenteils entbehren müssen, auch viele kulturelle Genüsse sind uns versagt: fehlende Anregungen für die Konsumenten, fehlendes Feedback für die Produzenten.
Die gesellschaftliche Integration wird stark reduziert.
Das trifft auch für die Autorin von “menschausgesperrt” und ihre Leidensgenossen zu. Oft mitten im Leben, sogar schon in der Jugend, aus der Normalität herausgerissen – sei es Ausbildung oder Erwerb – wurden wir wegen unserer Krankheit „sozial und wirtschaftlich nicht mehr tragbar“. “Sie können in der freien Wirtschaft nicht arbeiten”, hiess es nach der Diagnose.
“Wir stehen vor dem Nichts”, heisst es auch heute aufgrund der coronabedingten Betriebsschliessungen. Das wirtschaftliche Aus wird jetzt vom Staat aufgefangen. Es ist die Invalidenversicherung, die uns vor dem finanziellen Ruin rettete und heute noch rettet. Unser Ausgesperrt-Sein ist nicht zeitlich befristet, wie das während der Epidemie der Fall ist.
Die Lockerungen der Corona-Massnahmen sind in Sicht. Wir werden bald zur Normalität zurückkehren. Wird sich die Gesellschaft nach der Krise verändert haben? Ein wachsameres Auge für die Mitmenschen zeigen? Auch für diejenigen, deren Normalität das “menschausgesperrt” bleibt aufgrund einer chronischen Krankheit? Ja, es gibt zwar Medikamente, die den Klinikaufenthalt reduzieren oder sogar verhindern. Es gibt geschützte Werkstätten, aber eben geschützte – mit Arbeiten, die oft unter dem Anspruchsniveau und der Befriedigung der Betroffenen bleiben, sie unterfordern und nur einen demütigend tiefen Lohn bieten.
Wenn das Entsetzen über die wirtschaftliche und soziale Not in unserer Gesellschaft langsam verschwunden sein wird, bleibt die Erinnerung an die Zeit des Ausschliessens und Ausgeschlossenseins. Vielleicht wäre das eine Brücke, die von denjenigen, die es wieder im Griff haben, reicht bis zu denjenigen, die dazu nie vollständig in der Lage sein werden.
Elisabeth, lic. phil. Germanistin, 22.05.2020
14.06.2012 – Mobile ART
Im Juni 2012 veranstalten wir, als Pendant zur ART Basel, die Mobile ART.
Bewohnende und Klient*innen konnten hier ihre Werke einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.
Eine tolle Erfahrung für alle Beteiligten!
