Mobile Basel


Unser Angebot

    Brunnmatt

    Dependance

    Goldbach Mobile

    Haus Leonhard

    Haus Spektrum

    Hostel Volta

    Villa Mobile

    Wohncoaching

Freie Wohn- und Wohnbegleitplätze

Potpourri

 


Über MobileBasel

    News

    Leitbild

    Organigramm

    Geschäftsstelle

    Vorstand und Verein

Präventionsstelle & Ombudsstelle

Offene Stellen

Spenden

Datenschutz

Portraitserie von J.S.


Die Idee kam mir, als ich im Tram sass und die Leute beobachtete. Ich machte mir Gedanken über die Leute und dachte mir Geschichten zu ihnen aus. Ich probierte sie einzuschätzen. Dann dachte ich, ich könnte doch verschiedene Menschen befragen, im Rahmen von Mobile Basel wie auch andere interessante Menschen.

Das Thema hat oft mit psychischen Erkrankungen zu tun und dem Umgang damit.




Interview mit Patrick Bühler, Geschäftsstelle Mobile 


Was hast du beruflich bis jetzt gemacht?


Ich war im Filmverleih tätig als Filmoperateur. Mitte der 90er- Jahre machte ich mein Studium in Zürich. Damals war ich bei Premiere angestellt, welches dann zu Sky wurde. 17 Jahre arbeitete ich auf dem Beruf, ich wählte Filme aus und machte Aufbauarbeit, fand es spannend und bevorzugte « Nischenfilme». Medien interessierten mich sehr, aber der soziale Bereich wurde für mich interessanter. Ich wollte Menschen unterstützen und so machte ich nebenbei ein Studium für Soziale Arbeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz.


Ungefähr im Jahr 2013 begann ich ehrenamtlich bei der Villa Mobile zu arbeiten. Ich hatte kreative Projekte mit den Bewohnenden wie zum Beispiel Kunstinstallationen, ein Filmfestival und Buchprojekte. Im Jahr 2016 begann für mich ein Praktikumsjahr in der Villa Mobile und ich schloss mein Studium ab.


Ein Jahr später wurde ich angefragt für den Aufbau der Präventionsstelle bei Mobile, mit Heike Gummich als Ansprechspartnerin. Vor drei, vier Jahren hörte ich auf bei Sky und hatte ein kleines Pensum bei Mobile. Heute bin ich stellvertretender Geschäftsführer für Nicole Blasius. Mein Auftrag ist Qualitätssicherung, Agogik und ich begleite Klient*innen, um Mobile Teams zu entlasten.


Welche Hobbies hast du?


Ich lese gerne Romane von zeitgenössischen Autoren, koche gerne, nach Rezept oder frei improvisiert. Ich wandere gerne, in der Schweiz oder in Italien. Zur Unterhaltung schaue ich Filme an, Spielfilme und Dokumentationen. Ich habe eine Vorliebe für Bonsais und Sukkulenten, sie bereichern die Atmosphäre.


Welches Wort wäre passend für Mobile?


Vielfalt.


Wie erlebst du uns Klient*innen und was kann man von uns lernen?


Die Klient*innen sind sehr sensible Menschen und sind deshalb nicht immer den Herausforderungen des Lebens gewachsen. Wir können von euch lernen, dass es im Leben Themen gibt, welche ein «gesunder» Mensch nicht einmal bemerkt. Es gibt Dinge, die für euch schwierig sind im Alltag. Wir können es nicht nachvollziehen. Ihr habt die Fähigkeit mit Krisen und Schicksalsschlägen umzugehen und euch wieder zu stabilisieren. Das Durchhaltevermögen beeindruckt mich sehr.


Im Vergleich zu euch sind unsere Probleme relativ. Teilweise haben wir die gleichen Herausforderungen, aber für euch sind sie grösser. Für mich ist es ein Lerneffekt und ich übe Selbstreflexion. Dadurch kann ich mich besser einfühlen und wir können gemeinsam wachsen. Ich denke, der Uebergang von krank und gesund ist fliessend. Ein wichtiger Punkt ist, dass wir in unserer Gesellschaft Vorurteile und Klischees abbauen!


Welche Wünsche hast du für Mobile?


Ich wünsche, dass Mobile wächst, an der gemeinsamen Entwicklung, dass wir unsere Klient*innen unterstützen können, zur Erhaltung von Selbstsicherheit und ein eigenständiges Leben führen können, auch ohne Unterstützung von Mobile Teams. Ein idealtypischer Wunsch von mir ist, dass ihr ein selbstbestimmtes Leben führen könnt. Es ist ein Entwicklungsweg für uns Alle.


Mobile steht auch für Gleichgewicht und Balance. Es ist ähnlich wie der Wind, der Schicksalsschläge auslösen kann, das Mobile gerät ins Wanken, droht zu kippen, um dann wieder in ein (seelisches) Gleichgewicht zu kommen. Wir helfen euch bei der Stabilisierung und bieten euch eine qualitativ gute Arbeit an. Wenn es uns Teams nicht mehr braucht, bin ich zufrieden. Dann ist das Ziel erreicht!


__________________________________________________________________________________________


 


Interview mit Elisa


Warum bist du Lehrerin?


Ich habe ein grosses Interesse an Menschen, ihrer Vielschichtigkeit und Entwicklung. Sicher habe ich auch das Bedürfnis, Schönes und mir Wichtiges zu vermitteln. Besonders die Sprache fasziniert mich. Mein Studium absolvierte ich in Deutsch und Philosophie, diese Fächer unterrichte ich auch am Gymnasium.

Meine Schüler-/ Innen sind zwischen fünfzehn und zwanzig Jahre alt und schliessen mit der Matur ab.


Hast du Schüler-/ Innen, die es besonders schwierig haben? Kennen Sie psychische Probleme?


Ja, ich habe Schüler-/Innen mit Problemen, die Jugendlichen sind oft sehr offen und fragil, sie nehmen besonders sensibel wahr, was gesamtgesellschaftlich problematisch ist. In einer Klasse sind bis zu ein Drittel psychisch belastet. Viele haben mit Druck zu kämpfen, daraus folgen z.B. Panikattacken, Essstörungen, Psychosen und Depressionen, manchmal ist auch Drogenkonsum eine Folge.

Immer häufiger unterrichte ich auch Schüler-/ Innen mit einer ADS- oder ADHS- Diagnose. Einzelne sind in psychiatrischer Behandlung und brauchen eine Auszeit von der Schule.


Wie gehst du mit all diesen Herausforderungen um, was kannst du konkret tun?


Schule bringt mit sich, dass ich viel mit den Schüler-/Innen zusammen bin. Ich versuche sie aufmerksam zu begleiten. Wenn ich merke, dass etwas nicht stimmt, suche ich das direkte Gespräch. Bei einer Krise wende ich mich an die Schulpsychologin oder wenn es akut ist, kontaktiere ich direkt die klinische Notfallstation.

Allgemein gebe ich mir Mühe, natürlich und ehrlich zu sein. Einzelne habe ich auch schon in der Jugendpsychiatrie besucht. Dort bekommen sie auch Schulunterricht.


Was kann die Gesellschaft integrativ tun?


Mir scheint es wichtig zu sein, dass wir im Blick behalten, dass die Trennung von gesund und krank graduell ist. Gerade Menschen mit einer psychischen Erkrankung haben vielfach sehr gesunde Anteile, besondere Qualitäten und Fähigkeiten. Das Tempo und der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft ist sehr hoch und es stellt sich die Frage, wer genau krank ist. Etwa derjenige, der nicht mithalten kann, oder diejenige, die sich den Erwartungen entzieht?

Ich würde mir wünschen, dass sich alle noch mehr öffnen und den Blick weiten, um gemeinsam überfällige Entwicklungen anzustossen und zu vollziehen.

Sogenannte Gesunde und Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, für und miteinander.


Ist «psychisch krank» ein Tabu-Thema bei uns?


In den letzten Jahren hat sicher eine grosse Enttabuisierung statt gefunden.

Wir haben aber alle noch viel zu tun, damit psychische Erkrankungen ähnlich vorurteilsfrei aufgenommen werden wie physische.


J.S., 06.06.2023




Interview mit einer Psychotherapeutin


Warum bist du Psychotherapeutin?


Die menschliche Seele hat mich schon immer interessiert. Während meiner Ausbildung zur Psychiatrie Schwester merkte ich, dass ich mehr Verantwortung wollte.

In Einzelgesprächen zu arbeiten und selber Entscheidungen zu treffen, waren meine Motivation. Meine psychologische/ psychotherapeutische Ausbildung habe ich sowohl in Deutschland als auch in Basel gemacht. Meine Ausbildung zur Psychotherapeutin dauerte zwölf Jahre.


Was ist das Spannende an deiner Arbeit?


Spannend und interessant finde ich ein inneres, emotionales und gedankliches Durcheinander und Konflikte gemeinsam zu bearbeiten, da wo es schwierig ist, es zu erklären und in Worte zu fassen. Gemeinsam raus zu finden, wo das Problem liegt, die Ursache zu finden und sich eine mögliche Lösung zeigt.


Wo sind die Unterschiede zwischen gesunden Menschen und psychisch beeinträchtigten Menschen?


Das Leiden ist ein wichtiger Punkt. Entweder leidet der Betroffene oder aber die Umgebung, beziehungsweise die Angehörigen und manchmal auch Alle.

Gesunde Menschen haben auch Sorgen, aber sie haben oft mehr Ressourcen, wie sie damit umgehen. Sie können sich meist besser Hilfe holen und sich besser abgrenzen, sie lassen es selten so nahe an sich heran. Eine psychische Erkrankung ist mit Leiden verbunden. Beim Thema Leistung ist klar, dass ein Betroffener noch seine Erkrankung mitträgt und daher auch nicht dieselbe Leistung erbringen kann wie ein «gesunder» Mensch. Viele Arbeiten sind dann sehr mühsam und mit einem grossen Kraftaufwand verbunden.

Normale Aktivitäten werden für Beeinträchtigte zu sehr viel Arbeit. Man kann es eigentlich schwer vergleichen.


Wie sind psychisch erkrankte Menschen bei uns in der Gesellschaft integriert?


Ich sehe einen grossen Bedarf an Integration. Oft ist die erste Frage bei einem Kennenlernen, “was machst du und was arbeitest du?”. In der Schweiz ist die Norm sehr wichtig, die Angst davor «Anders» zu sein, ist gross. Wichtig ist es, wie wir miteinander umgehen, ob wir tolerieren können, dass jemand «anders» ist.



J.S., 01.03.2023